„Während beruflicher Veränderungen, wie nach einem Aufhebungsvertrag, ist es besonders wichtig, sich der eigenen inneren Dialoge bewusst zu werden. Durch bewusste Reflexion und Steuerung des inneren Teams kannst Du widersprüchliche Botschaften vermeiden und Deine Kommunikation stärken.“
Florian
Die Vereinbarung eines Aufhebungsvertrages ist meist eine einschneidende Veränderung im Berufsleben. Auch Menschen, die aktiv um eine Aufhebungsvereinbarung gebeten haben, berichten in meinen Coachings von gemischten, teils widersprüchlichen und wechselhaften Gefühlen. Klar ist, dass diese Gefühle einen wesentlichen Einfluss auf Verhalten, Entscheidungsfindung und Kommunikation haben – allesamt wichtige Faktoren für einen erfolgreichen Neustart. In diesem Beitrag beleuchte ich, wie sich diese innere Zerrissenheit erklärt, und wie Du in beruflich wichtigen Situationen bewusst kommunizieren kannst, um eine wirksame Positionierung zu erreichen. Dabei hilft das Konzept des „inneren Teams“ von Friedemann Schulz von Thun (Miteinander reden 3).
Innere Pluralität
Die Vereinbarung eines Aufhebungsvertrages kann heftige Emotionen und sogenannte „innere Dialoge“ auslösen, die wesentlich die Kommunikation und Wirkung gegenüber anderen beeinflussen. Spannung im Inneren wirkt sich oft direkt auf das Äußere aus. Dies sollte insbesondere bei der eigenen Vermarktung berücksichtigt werden, wenn es darauf ankommt, eine besonders positive Wirkung zu erzielen.
Der innere Kampf und äußere Kommunikation
Wenn sich jemand innerlich zerrissen und widersprüchlich fühlt, kann dies das Gegenüber verunsichern. Betrachten wir ein Beispiel: Stefan hat einen Aufhebungsvertrag unterschrieben, da nach einem Stellenbesetzungsverfahren klar wurde, dass es keine beruflichen Perspektiven mehr gab. Hier einige seiner Gedanken:
- „Ich bin stinksauer, dass ausgerechnet ich ein Aufhebungsangebot erhalten habe – nach all dem, was ich geleistet habe.“
- „Na, für die Leistung hast Du aber auch wenig Kohle gesehen…“
- „So richtig spannend war das schon lange nicht mehr… Du hast viel gelernt, aber irgendwann war Schluss. Die Interessen, die Du entwickelt hast, konntest Du in der Firma eh nicht weiterverfolgen.“
In einem Bewerbungsgespräch könnte Stefan gefragt werden, warum er den Job wechseln möchte. Es wäre ungünstig, dem ersten Impuls zu folgen, etwa mit der Aussage: „Ich habe mir das nicht ausgesucht. Nach dem Stellenbesetzungsverfahren blieb nur der Aufhebungsvertrag. Das war der Dank für all die Jahre.“ Solche Aussagen lassen auf Frustration schließen, und niemand möchte einen frustrierten Mitarbeiter oder Kollegen einstellen. Wie kann Stefan besser kommunizieren?
Das Konzept des „inneren Teams“
Das „innere Team“ repräsentiert verschiedene Facetten der eigenen Persönlichkeit, die in verschiedenen Situationen unterschiedlich stark in Erscheinung treten. Beispielsweise könnten beim Gespräch mit Freunden andere „Teammitglieder“ das Gespräch dominieren als bei einem Bewerbungsgespräch. Regelmäßige Selbstreflexion hilft, diese Teammitglieder und ihre Einflüsse zu erkennen und zu steuern.
Schritte zur Reflexion und Steuerung des inneren Teams
1. Bewusstwerdung der Gedanken
Erkenne Deine Gedanken und die dahinterstehenden Bedürfnisse. Visualisiere diese Gedanken als innere Teammitglieder mit Namen und Charakteren. Zum Beispiel:
- Der innere Gewerkschaftsführer: „Ich bin stinksauer, dass ich ein Aufhebungsangebot erhalten habe.“
- Die innere Künstleragentin: „Für die Leistung hast Du wenig Kohle gesehen…“
- Das neugierige Kind: „Es war schon lange nicht mehr spannend.“
Vermeide, diese innere Pluralität ungefiltert nach außen zu tragen, da dies widersprüchlich oder negativ wirken kann und Deine Glaubwürdigkeit untergräbt.
2. Die Rolle des Oberhaupts
Du kannst die inneren Teammitglieder wie ein Teamchef steuern. Nimm ihre Botschaften bewusst wahr und entscheide, welche Gedanken Du in welcher Situation aussprechen möchtest. Dies hilft, impulsive Aussagen zu vermeiden und eine positive Kommunikation zu gewährleisten.
3. Bedürfnisse der Teammitglieder verstehen und integrieren
Durch eine bewusste Führung kannst Du die unterschiedlichen Bedürfnisse der Teammitglieder berücksichtigen und starke, wirkungsvolle Aussagen formulieren. In einem Jobinterview könnte Stefan beispielsweise sagen: „Im ersten Moment war ich enttäuscht, da ich mir meiner Leistung bewusst war. Dennoch verstehe ich heute, dass es eine geschäftspolitische Entscheidung war. Meine Rahmenbedingungen blieben trotz Kompetenzentwicklung unverändert. In meiner neuen Rolle sehe ich die Möglichkeit, meine Interessen weiterzuentwickeln.“
4. Kontinuierliche Selbstreflexion
Durch regelmäßige Selbstreflexion findest Du heraus, welche inneren Teammitglieder stärker in bestimmten Situationen auftreten und wie Du sie optimal steuern kannst. Dies hilft, Deine Kommunikation bewusst zu gestalten und Deine berufliche Positionierung zu stärken.
Zu guter Letzt
Auch wenn eine unfreiwillige Karrierepause zunächst als Rückschritt erscheinen mag, bietet sie doch einzigartige Möglichkeiten zur Selbstreflexion und -bestimmung. In diesem Momentum liegt eine große Kraft für persönliches Wachstum und die Entdeckung neuer beruflicher Pfade. Wer diese Zeit bewusst nutzt und gestaltet, kann aus ihr gestärkt und mit neu gewonnenen Perspektiven hervorgehen.
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